Die Situation der EU war in den letzten zehn Jahren von Krisen gekennzeichnet: Finanz-, Wirtschafts-, Euro-, Ukraine- und Flüchtlingskrise. Den Schlussakkord dieses »grausamen Jahrzehnts für Europa« (E. Macron) bildete das Votum der Briten, die EU zu verlassen. Wie wirken sich diese Krisen auf die Wahrnehmung der Bürger von der EU und ihre Erwartungen an sie aus? Dieser Frage ging eine Mehrländer-Studie nach, die pmg im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchführte. Im Rahmen der Studie wurden im Mai 2017 gut 7000 repräsentative Telefon-Interviews (Dualframe-Ansatz) in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien, Schweden (jeweils rund 1000 Interviews) sowie Tschechien und der Slowakei (jeweils ca. 500 Interviews) durchgeführt. Die wichtigsten Befunde der Studie wurden in einer schriftlichen Analyse in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht.
Die Herausforderungen, vor denen die EU steht, spiegeln sich im Meinungsbild der Bevölkerung in den acht europäischen Staaten. Flüchtlingskrise, Arbeitslosigkeit und Terror gelten als dringlich zu lösende Probleme, wobei im Hinblick auf Lösungsansätze für diese Probleme die Ansichten in den einzelnen Ländern zum Teil beträchtlich auseinandergehen. Bedeutende Teile der Bevölkerung befürchten zudem Nachteile für die EU, die aus dem Brexit erwachsen könnten.
Insgesamt geben die Ergebnisse aber eher Anlass zur Hoffnung. In sieben von acht Ländern plädieren Mehrheiten für stärkere Zusammenarbeit. In allen Ländern wächst die Überzeugung, dass eine EU-Mitgliedschaft von Vorteil ist - die Union wird wieder als Chance und Wohlstandsmotor gesehen. Vor allem die Deutschen haben eine neue Sensibilität für den Nutzen entwickelt, den sie aus der EU ziehen.