Einstellung und soziale Lebenslage - Eine Spurensuche nach Gründen für rechtspopulistische Orientierung, auch unter Gewerkschaftsmitgliedern

Zahlreiche westliche Demokratien zeigen in den letzten Jahren Symptome einer politischen Krise, die ihre pluralistische Verfasstheit teils im Kern bedroht. Das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen geht dabei mit einer wachsenden Ablehnung von etablierten Parteien und Institutionen einher.

Spätestens seit der „Flüchtlingskrise“ im September 2015 zeigte sich, dass auch in Deutschland eine politische Ausdifferenzierung am rechten Rand stattfindet. Bürgerproteste wie „Pegida“, eine in mittlerweile 13 Landesparlamenten vertretene AfD sowie ein verschärfter öffentlicher Diskurs belegen dies eindrücklich.

Diese Entwicklungen legen nahe, dass bedeutende Teile der Bevölkerung sich nicht mehr vollständig mit dem in den letzten 60 Jahren etablierten liberalen, pluralistischen Gemeinwesen identifizieren und ein außerordentliches Potenzial von Politik- und Systemverachtung, Medienskepsis, autoritären Einstellungen und Fremdenfeindlichkeit aufweisen.

Umso dringlicher ist daher eine tiefgreifende Untersuchung der Zusammensetzung und Konstitution der relevanten Bevölkerungsteile geboten. Denn nur mit einem besseren Verständnis für deren Beweggründe können wirksame Anhaltspunkte für die Festigung des pluralistischen Gemeinwesens gefunden werden.

Zu diesem Zweck hat die Hans-Böckler-Stiftung policy matters mit einer umfassenden Studie beauftragt, deren Aufgabe darin besteht, die wesentlichen Bestimmungsgründe der veränderten politischen Gemengelage innerhalb der Bevölkerung zu identifizieren sowie ihr Zusammenspiel mit der Lebenswirklichkeit der Menschen zu analysieren. Neben politischen Einstellungen wird dabei insbesondere die objektive wie subjektive Lebenslage der Befragten untersucht. Auf dieser Basis können durch die Identifikation von ideellen wie sozialen Grundmustern, der Ermittlung von Gefährdungspotentialen für das Erstarken von Rechtspopulismus, sowie auch von Haltepunkten, die solch einer Entwicklung entgegen stehen, erste wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Ansprache des rechtspopulistisch orientierten Bevölkerungsteils herausgearbeitet werden.